Patricia Bottani
     
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Ihre Erfolge sind inzwischen schon fast legendär: man denke nur an die emotionale Verabschiedung ihres Olympiapferdes Radisson vor wenigen Jahren bei den Munich Indoors , als tausende von Zuschauern der jungen Reiterin und ihrem Erfolgspferd zujubelten, als sie sich noch einmal im Scheinwerferlicht auf eine Ehrenrunde begaben - oder an die Olympiade selbst, 2000 in Sydney, Australien: hier verbuchte die resolute Schweizerin gar den 7. Mannschaftsplatz - eine Glanzleistung, und das besonders, wenn man bedenkt, dass sie noch drei Jahre vor dieser Olympiade keinen einzigen Grand Prix geritten hatte. Richtig gelesen: und das bringt uns auch schon zum Motto das im Stall der Schweizerin vorherrscht: Bottani macht's möglich - für sich selbst, und für ihre Schüler ebenso.

"Geht nicht gibt's nicht," sagt Bottani und meint das auch so, wie ihre Schüler bestätigen können. Die eigene Reitkarriere ist hierfür der beste Beweis ... man denke nur an die Anfänge zurück: wussten Sie, zum Beispiel, dass Patricia Bottani zunächst in einem Renn-und Handelsstall ritt, und zwar im Gegenzug für Stallarbeiten? "Ja, meine Schwester und ich haben abends nach der Schule ausgemistet, damit wir dann reiten durften," lacht sie. Und auf was genau ritt sie denn da? "Einem Kutschpferd," grinst sie. Das mit der Dressur hatte sie zwar da noch nicht gelernt, aber entschlossen war sie. "Also habe ich so lange herumprobiert, bis das Pferd irgendwann den Kopf runtertat und schön durch den Rücken schwang. Das habe ich mir und dem Pferd, mehr oder weniger selbst beigebracht. " Immerhin schafften es die beiden bis zur L-Dressur, und Turnierteilnahme!

Wenn Pferde ihren eigenen Kopf haben, dann gilt dies auch für die resolute Schweizerin. Der Werdegang von Patricia Bottani ist soweit bekannt, nicht zu vergessen Papa, der ganz zu Recht, erkannte: "Du kannst noch so toll reiten und noch so gut sein, wenn Du nicht das richtige Werkzeug hast, hast Du keine Chance!" - das Werkzeug in diesem Fall war ein Pferd, und zu Recht erkannte Patricia's Vater, dass sich mit einem Kutschpferd wohl eine Olympiade nicht realisieren lassen würde. Also unterstützte er seine reitbegeisterte und hochtalentierte Tochter mit dem Kauf eines "richtigen" Pferdes, und dann noch einem, und dann kam ... Radisson. Und mit Radisson kamen auch die Olympia-Träume seiner Tochter. Das Problem? Es war inzwischen 1997, die Olympiade war 2000, und Patricia hatte noch nie einen Grand Prix von innen gesehen, sprich selbst geritten!

"Ich sah das als nicht so problematisch," lacht die Schweizerin, "ich denke nämlich, wenn Du im Leben etwas wirklich willst, dann solltest Du es auch tun. Also rechnete ich mir aus: es ist 1997, somit habe ich ein Jahr, um das mit dem Grand Prix zu üben, bis 1998 kann ich es dann gut genug, dass ich anfangen kann, mich auf Turnieren zu zeigen, ohne dass man mich auslacht, 1999 bin ich dann hoffentlich richtig gut, und 2000 ist die Olympiade - also, wo ist das Problem?"

Der Rest ist Geschichte - die Frau, die kein "geht nicht" kennt und sich dem Motto "wo ein Wille, da ein Weg" verschrieben hat, schaffte es nicht nur zur Olympiade und dort zu einem olympischen Diplom, sondern hat inzwischen etliche Erfolge auf internationalem Parkett verbuchen können sowie Dutzende von Pferden und auch Reiter bis zur schweren Klasse ausgebildet.

Ihren Schülern gibt sie nicht nur fürs Reiten, sondern auch fürs Leben sehr viel mit auf den Weg. "Lass Dich bloß nicht unterkriegen oder Dir von irgendjemandem erzählen, dass Du es nicht schaffen kannst, " sagt Patricia. "Wenn Du etwas wirklich willst, dann musst Du dafür arbeiten, und Du wirst es auch bekommen. Vergiss die Kleinhalter, die Neider, und gehe Deinen Weg. Das gilt im Reiten, sowie auch im Leben."

Kein Wunder ist es dann, dass jene, die das Glück hatten, bei Patricia Bottani zu lernen, in ihr auch sehr viel mehr als eine exzellente Reitausbilderin sehen. "Von Patricia habe ich gelernt, wie man gut reitet," sagt zum Beispiel eine ehemalige Schülerin, heute eine erfolgreiche Forscherin, die ihr Medizinstudium mit Top Noten abschließen konnte. "Aber sie hat mir noch viel mehr mit auf dem Weg gegeben, zum Beispiel, Selbstvertrauen zu haben und meinen eigenen Weg zu gehen. Ich verdanke ihr nicht nur meinen Reiterfolg, sondern auch sehr viel von dem beruflichen und privaten Erfolg, den ich inzwischen haben durfte."

Die Ausnahmereiterin selbst reagiert bescheiden. "Ach, wissen Sie," sagt sie, "eigentlich mache ich ja nichts besonders; ich versuche nur, sowohl in Menschen als auch in Pferden, die meinen Weg kreuzen, das Beste zu sehen, was sie nur irgend sein können und ihnen dann zu helfen, das auch aus sich herauszuholen und ihnen das Selbstvertrauen zu geben, ihr Potential auch zu erkennen. Wenn ich dabei eine Stütze sein kann, so freut es mich, und wenn ich einem jungen Menschen helfen kann, sich zu entfalten, sei es reiterlich oder menschlich, so ist das doch die schönste Belohnung, die es gibt."

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